Das Stimmvolk stimmte am 21. Mai 2017 dem revidierten Energiegesetz und damit der ersten Etappe der Energiestrategie 2050 mit 58 Prozent Ja-Stimmen deutlich zu. Die Energiewende wird Realität, und damit sollen nicht erneuerbare Energien immer mehr durch erneuerbare ersetzt werden: Eine Thematik, mit der sich auch Swissoil auseinandersetzen muss, beträgt doch der Anteil des Mineralöls im Schweizer Wärmemarkt nach wie vor rund 40 bis 50 Prozent. «Das Heizöl steht in einem harten Konkurrenzkampf mit den leitungsgebundenen Energieträgern Erdgas und Fernwärme sowie anderen durch das Gebäudeprogramm subventionierten erneuerbaren Energieträgern», betont Ueli Bamert, GeschäftsfĂĽhrer von Swissoil. Es bläst ein kalter Wind in der Branche: Politik und Verwaltung versuchen immer wieder, den Energieträger Heizöl ĂĽber entsprechende Gesetze im Markt zu benachteiÂligen. «Die Wettbewerbsvorteile unserer Branche werden so massiv eingeschränkt», sagt Bamert.
Am meisten stören ihn die starken Regulierungen. «Wir akzeptieren die Tatsache, dass Heizöl mit der Energiewende langfristig nicht mehr der Hauptenergieträger sein wird. In einem gewissen Grad ist dies auch eine natürliche Entwicklung. Aber wir wehren uns dagegen, dass durch zusätzliche Gesetze das Öl künstlich verteuert wird. Das ist unsozial gegenüber Hausbesitzern und insbesondere Mietern.» Und weiter konkretisiert Bamert: «Wir akzeptieren unsere Konkurrenz, aber wir wollen in unserer Arbeit nicht zusätzlich behindert und benachteiligt werden. Wir fordern deshalb für alle Beteiligten gleich lange Spiesse.»
«Die künstliche Verteuerung des Öls ist unsozial gegenüber Hausbesitzern und Mietern.»
Besonders sauer stossen Swissoil die sogenannten Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEN 2014) auf, die seit einigen Jahren durch die energiepolitische Debatte der Schweiz geistern. Sie sind eine grosse Herausforderung für die Branche. Viele Hausbesitzer haben schon mal von dem Gesetzespaket gehört, wissen aber nicht recht, was sich dahinter versteckt und wann es im jeweiligen Kanton in Kraft tritt. «Unsere Aussendienstmitarbeiter sind wegen den MuKEn immer wieder mit Anrufen von verunsicherten Hausbesitzern konfrontiert», sagt Bamert. Die MuKEn sind in den wenigsten Kantonen in Kraft. Im Rahmen der MuKEn-Umsetzung sollen in den Kantonen Massnahmen zur Senkung des CO2-Ausstosses, wie etwa strengere Regeln beim Ersatz von fossilen Heizungen oder ein Zwang zur Eigenstromerzeugung in Neubauten, gesetzlich verankert werden. «Wir wehren uns vehement gegen die Übernahme der MuKEn in die geltenden Gesetze, weil sie einen ganzen Strauss an unnötigen und schädlichen Regulierungen vorsehen», so Bamert. Dies mit Erfolg, wie die Abstimmung im Kanton Solothurn am 10. Juni mit einem deutlichen Nein zeigte. Die nächste Volksabstimmung zu den MuKEn findet im Februar im Kanton Bern statt. «Die Chance ist gross, dass die MuKEn auch in anderen Kantonen verworfen werden, denn fast überall, wo sich diese derzeit im Gesetzgebungsprozess befinden, ist der Widerstand von Seiten Hauseigentümer, Gewerbe und Industrie vorprogrammiert.»
Heizöl unter Druck
Ein sinnvoller Klimaschutz fördert gemäss Bamert Innovationen und Anreize und setzt nicht auf Verbote. Doch der Trend, fossile Energieträger wie Ă–l politisch immer stärker unter Druck zu setzen, entzieht den Swissoil-Mitgliedern, zu einem grossen Teil Kleinstunternehmen, zusehends die Existenzgrundlage. «Die Branche steht unter Druck. Der Heizölabsatz ist konstant rĂĽckläufig», so Bamert. Viele KMU haben MĂĽhe, Nachfolger zu finden und hören daher auf oder werden von grösseren Firmen ĂĽbernommen. «Öl wird verteufelt, dabei sind moderne Ă–lheizungen bis zu 30 Prozent effizienter und stossen entsprechend weniger CO2 aus als veralÂtete Modelle», so Bamert.
Ein Thema werde mittel- bis langfristig auch Bioheizöl sein. «Dabei wird dem Heizöl ein bestimmter Anteil an erneuerbaren Komponenten beigemischt», so Bamert, «in Deutschland und Norwegen ist das bereits heute Praxis.» Für ihn ist daher auch klar, dass Heizöl als Brennstoff noch lange nicht ausgedient hat. «Öl ist ein zuverlässiger und sicherer Energieträger, der viel zur Versorgungssicherheit in der Schweiz beiträgt: Er lässt sich einfach lagern und trotz Schwankungen auf dem Weltmarkt kann der Nachschub immer gewährleistet werden; und aufgrund der Pflichtlagerhaltung ist die Versorgung mit Mineralöl auch in schweren Krisen für mindestens vier Monate gesichert.»
Der Verband steht der Energiestrategie 2050 sehr kritisch gegenüber. «Bereits bei der Umsetzung harzt es. Die Mehrkosten von 40 Franken, die Bundesrätin Doris Leuthard prophezeit hat, werden sehr viel höher ausfallen», so Bamert.
Fit fĂĽr die Zukunft
Die Branche legt grossen Wert auf Qualitätskontrolle und die Weiterentwicklung ihrer Produkte. «Wir wollen uns auch mit unseren fossilen Energieträgern dem Trend der Zeit anpassen. Moderne Heizkessel mit effizienter Brennwerttechnik sowie eben Bioheizöl gehören deshalb für uns zu einer fortschrittlichen Zukunft in der Branche», so Bamert. Er ist sicher: «Heizöl wird unsere Häuser und Wohnungen noch lange heizen.»
Corinne Remund
www.swissoil.ch
Das macht Swissoil
Starke Vertretung gegen aussen
Swissoil, der Dachverband der Brennstoffhändler Schweiz, ist aus dem Brennstoffhändlerverband entstanden. Nach einer Namensänderung 1995 in Swiss Oil Commerce folgte 2000 der neue Auftritt des Verbandes unter dem Namen SwissÂoil. Swissoil hat gesamtschweizerisch 135 Mitglieder. Dabei handelt es sich neben einigen grossen Firmen in den städtischen Gebieten mehrheitlich um kleine und kleinste Unternehmungen. Dem Dachverband gehören acht Regionalverbände an.
Zu den Hauptaufgaben des Verbands gehört die Erhaltung eines leistungsfähigen Brennstoffhandels in der Schweiz. Dabei fördert er die sozialen, wirtschaftlichen, rechtlichen und technischen Voraussetzungen für seine Mitglieder – mehrheitlich KMU – und vertritt die Branche gegen aussen. Der Verband bietet seinen Mitgliederfirmen regelmässig Weiterbildungskurse in den Bereichen Brennstofftechnologie, Verkauf und Marketing an. CR