Publiziert am: 19.10.2018

Plädoyer für mehr Kooperation

innovation – Wie China sich heute einen technologischen Vorsprung erkämpft, zeigt ein Buch von Kai-Fu Lee.

Kai-Fu Lee, ehemaliger China-Chef von Google, ist ein Optimist. In seinem Buch «Supermächte der künstlichen Intelligenz: China, das Silicon Valley und die neue Weltordnung» sieht er eine gute Zukunft voraus – eine Zukunft, in der China die technologische Oberhand hat. Wie er es sieht, ist das zum Wohl des ganzen Planeten.

Doch Lee ist kein nationalistischer Chauvinist. Sein Buch ist eine Analyse dessen, wie sich China einen technischen Vorsprung erkämpft. Es ist aber auch ein Plädoyer für mehr Kooperation zwischen Washington und Peking – und ganz generell zwischen allen Wirtschaftsstandorten. Die Stärke der USA seien, so Lee, deren visionäre technologische Erfindungen. Die Stärke Chinas hingegen bestehe darin, neue Technologien blitzschnell anzu­wenden.

Chinas Technologievorsprung

Deutlicher als viele vor ihm stellt Lee dar, wie China heute gegenüber dem Westen einen technologischen Vorsprung herausholt: «Westliche Analytiker missverstehen oft Chinas Stärke. Sie erkennen sie in der schieren Grösse der Bevölkerung, die grössere Mengen an Daten liefert, und am nicht vorhandenen Datenschutz. Viel wichtiger aber ist die Fülle an Daten über jeden einzelnen Nutzer – nämlich die realen Tätigkeiten der Chinesen, die sich digital für einen Algorithmus verwerten lassen», schreibt Lee.

«In China ist es ­üblich, dass unternehmen daten ihrer nutzer unter sich austauschen.»

Er meint damit die Tatsache, dass Chinesen heute für sehr viele alltägliche Dinge Handy-Apps nutzen – etwa für Lebensmitteleinkäufe, Arzttermine, Stromrechnungen oder Kleinkredite. Demgegenüber sei westlichen Unternehmen über ihre Nutzer meist «nur» bekannt, was diese über Google, YouTube, Facebook oder Amazon tun.

Unterschiedliche Kulturen

Chinesische Nutzer tauschen ihre privaten Daten sehr bereitwillig gegen konkrete Dienstleistungen und andere Vorteile ein. Nutzer in den USA und Europa hingegen legen meist sehr viel mehr Wert auf privaten Datenschutz. In China bestehen auch weniger Schranken zur Vernetzung und Monetarisierung von Datenanalysen: Es ist ĂĽblich, dass die Daten unter den Unternehmen ausgetauscht werden.

Wegen dieser Unterschiede fallen auch die Resultate zunehmend anders aus. Vor fünf Jahren stellte China erst zwei Unternehmen unter den zwanzig grössten Technologiekonzernen der Welt; die USA neun, die Schweiz, Japan und die EU je drei. Heute sitzen elf der zwanzig grössten Technologieunternehmen in den USA – und in China bereits die restlichen neun. Das Ergebnis: Der Gesamtwert der chinesischen Internetwirtschaft ist heute schon grösser als jener der amerikanischen.

Handelskrieg

Und der Handelskrieg zwischen den USA und China – wie wird er sich auswirken? Lee vermutet: Je mehr China auf Handelsbarrieren stösst, desto mehr wird es sich auf den Heimatmarkt und seine Technologieführerschaft konzentrieren.

Daraus ergibt sich eine «versteckte Gefahr» des aktuellen Handelsdisputs. Lee sagt: «Westliche Unternehmen könnten den chinesischen Markt aus den Augen verlieren – und so den Anschluss verpassen, wenn es darum geht, wie weitgehend globale Spitzentechnologie eingesetzt werden kann.»

Sc

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