Oft werden Klimapolitik und CO2-Gesetz nur intuitiv diskutiert. Moralurteile mögen zwar ein wichtiger Kompass sein, doch ohne Kartenmaterial, Fakten, kommt man nirgendwo hin.
Es gibt viele Indikatoren für das Klima und für die Klimapolitik. Auf der Seite der verursachten und reduzierten Emissionen sind der absolute CO2-Ausstoss, der Ausstoss pro Kopf und die CO2-Intensität der Wirtschaft wichtig. Auf der Ebene der Politik kann man die verschiedenen Politikmixes unterscheiden.
Emissionen und ihre Reduktion
Die grössten Emittenten in absoluten Zahlen sind China, die USA, Indien, Russland und Japan (vgl. Abbildung «CO2-Ausstoss in Mio. Tonnen»; Quelle: Global Carbon Project 2016). Auf die Schweiz gehen etwa 0,1 Prozent aller weltweiten Emissionen zurück. Mit 8 Millionen Einwohnern emittiert die Schweiz etwa gleich viel wie Dänemark mit etwa 5,5 Millionen Einwohnern.
Pro Kopf sieht die Sache – gemäss gleicher Quelle – aber anders aus. Katar fĂĽhrt mit etwa 48 Tonnen CO2 pro Kopf die Liste an; vor Curaçao, Trinidad und Tobago, Kuwait und den Vereinigten Arabischen EmiÂraten. Die USA belegen mit 17 Tonnen Platz 13, China kommt mit 6,6 Tonnen auf Platz 49.
Gemäss dem Bundesamt für Umwelt kam die Schweiz im Jahr 1990 noch auf einen Ausstoss von 6,68 Tonnen pro Kopf; dieser Betrag sank auf 4,72 Tonnen im Jahr 2016. Das entspricht einem Minus von über 29 Prozent, was die nationale Zielsetzung einer Reduktion um 20 Prozent klar übertrifft.
Die Schweiz hat massiv reduziert
Der Begriff «CO2-Intensität» sagt aus, wie viele Kilogramm CO2 pro US-Dollar des jeweiligen Bruttoinlandprodukts (BIP) anfallen. Gemäss der internationalen Energieagentur lag der weltweite Durchschnitt im Jahr 1990 bei 0,54 Kilogramm pro US-Dollar BIP. Damals lagen die USA mit 0,53 leicht und China mit 2,28 Kilogramm weit über dem Durschnitt. Weltweit sank dieser Durchschnitt auf 0,44 Kilogramm pro US-Dollar BIP im Jahr 2014, wobei die USA 0,32 und China 1,08 Kilogramm verzeichnen. Die EU reduzierte von 0,34 auf 0,18 Kilogramm. Und die Schweiz? Sie reduzierte ihren Ausstoss von 0,1 auf 0,06 Kilogramm.
Unterschiedliche Klimapolitik…
Die Welt kennt unterschiedliche Formen der Klimapolitik, die auf Preise für den CO2-Ausstoss aufbauen (vgl. Abbildung «Unterschiedliche CO2-Preissysteme» mit der Landkarte; Quelle: Weltbank 2015). Dabei verfügen die grün markierten Länder über ein Emissionshandelssystem. Die blau markierten arbeiten stattdessen mit einer CO2-Steuer. Blau-grüngestreift markierte Länder, so auch die Schweiz, kennen beides als Alternativlösungen für die Wirtschaft. Gelb markierte Länder erwägen, ein Emissionshandelssystem (die Mehrheit der Länder) oder eine Steuer (die Minderheit) einzuführen.
…und unterschiedliche Ziele
Doch nicht nur die Klimapolitik fällt jeweils unterschiedlich aus. Die Klimaziele, welche die Länder nach dem Übereinkommen von Paris veröffentlicht haben, sind ebenfalls differenziert. Eine vom deutschen Umweltbundesamt im Jahr 2016 veröffentlichte Studie (vgl. Abbildung «Typen von Zielen zur CO2-Emissionsreduktion») bringt es auf den Punkt. Einige Länder geben sich absolute CO2-Reduktionsziele, andere geben Reduktionsziele im Verhältnis zu einer hypothetischen Zukunft – Annahme: Business as usual (BAU) – an, andere wiederum fokussieren auf die CO2-Intensität. 32 Länder geben überhaupt keine Ziele an.
Die Welt ist voller Unterschiede
Diese Diversität sollte aber nicht zu einem Lamento führen. Fest steht: Die Welt ist voller Unterschiede. Und damit sind auch die Situationen, in denen sich unterschiedliche Länder befinden, divers. Gerade diese Diversität will das Übereinkommen von Paris über die gegenseitige Aufklärung und Transparenz zum Vorteil machen.
Henrique Schneider, Stv. Direktor sgv