Publiziert am: 21.02.2014

Brücke zur Arbeitswelt schlagen

SCHULISCHE ANFORDERUNGSPROFILE – Der sgv formuliert mit der EDK Anforderungsprofile für die berufliche Grundbildung – sie verbinden Wissen in der Schule und Anwendung im Beruf.

Für Jugendliche ist der Einstieg in eine Berufslehre nach der obligatori-schen Schulzeit oft eine grosse ­Her-ausforderung. Dabei sind sie auf Orientierungshilfen angewiesen, die ihnen zeigen, was Lehrbetriebe und Berufsfachschulen von ihnen erwarten und wie sie sich gezielt auf den Einstieg in ihren Wunschberuf vorbereiten können. Der Schweizerische Gewerbeverband sgv und die Schweizerische Konferenz der kanonalen Erziehungsdirektoren EDK haben im September 2011 das Projekt «Schulische Anforderungsprofile für die berufliche Grundbildung» lanciert, um die Jugendlichen bei der Berufswahl besser unterstützen zu können.

«über 20 Prozent TREFFEN eine ungünstige Berufswahl.»

Dazu Walter Goetze vom Büro für Bildungsfragen in Thalwil: «Diese Profile sollen aufzeigen, welche schulischen Anforderungen erfüllt sein müssen, damit Lehre und Attestausbildung gelingen. So können die Jugendlichen ihren Berufswahlentscheid möglichst zielsicher treffen und sich auch möglichst gut auf die berufliche Grundbildung vorbereiten, das heisst, allfällige Lücken füllen.»

Die Profile sollen aber nicht nur als Orientierungshilfe bei der Berufswahl dienen, sondern dazu beitragen, die Zahl der Lehrabbrüche und Misserfolge bei der Lehrabschlussprüfung zu verringern. Gemäss Goetze würden die Ursachen dafür nicht nur im schulischen Bereich liegen. «Wir verzeichnen über 20 Prozent Lehr-abbrüche. Zudem schaffen viele den Übertritt in die Lehre nicht direkt und müssen ein 10. Schuljahr anhängen.» Befragungen von Lernenden hätten auch gezeigt, dass rund 20 Prozent der jungen Berufsleute nicht noch einmal denselben Beruf wählen würden. «Sie haben also eine ungünstige Berufswahl getroffen. Diese Zahlen stimmen schon etwas nachdenklich», stellt Goetze fest. Dies sei darauf zurückzuführen, dass sich die Jugendlichen zu wenig über den jeweiligen Beruf informierten und sich falsche Vorstellungen gemacht hätten.

Interessierte Berufsverbände

«Hier möchten wir ansetzen und anhand dieser Anforderungsprofile eine Brücke zwischen Schule und Arbeitswelt schlagen. Konkret sollen die Schülerinnen und Schüler so mit der Unterstützung von Berufsberatung, Schule und Eltern besser abschätzen, wie gut ihre schulischen Leistungen mit den Anforderungen ihres Wunschberufes übereinstimmen und entsprechende Schlüsse daraus ziehen», erklärt der Arbeitspsychologe Walter Goetze. Die Anforderungsprofile für rund 250 Berufe werden in Zusammenarbeit mit Verantwortlichen aus der Berufspraxis und aus den Berufsfachschulen erarbeitet. Momentan sind 63 Berufsverbände beteiligt, die 156 berufliche Abschlüsse repräsentieren. Weitere kommen laufend dazu.

Die Arbeit mit den jeweiligen Berufsverbänden und Experten erlebte ­Goetze als sehr konstruktiv und positiv: «Das Interesse der Ausbildner an diesen neuen Orientierungshilfen war gross. Viele hoffen, dass diese Anforderungsprofile die zum Teil üblichen Multi- und Basischecks ersetzen werden.» Für 94 Berufe existieren bereits Profile, weitere 50 sind in Arbeit. Dabei stützt man sich auf die nationalen Bildungsstandards der EDK. «Dies sind Grundkompetenzen für die obligatorische Schule. Dazu gehören die Schulsprache, zwei Fremdsprachen, Mathematik und Naturwissenschaften. Diese Grundkompetenzen sollen von möglichst vielen Schülerinnen und Schülern erreicht werden», konkretisiert Goetze und ergänzt: «Ein Anforderungsprofil für einen Beruf zeigt, wie ausgeprägt bestimmte Teilkompetenzen für die Ausbildung im jeweiligen Beruf sind.» Alle Anforderungsprofile werden zudem mit der Beschreibung der beruflichen Situation ergänzt: «Anhand von Beispielen aus dem Berufsalltag erfahren die Berufswählenden, wie die in der Volksschule vermittelten Kompetenzen in einem bestimmten Beruf angewendet werden. So sollen die Anforderungsprofile, die keine Selektions- oder Testinstrumente sind, anschaulicher gemacht werden. Die Anforderungsprofile können gesamtschweizerisch genutzt werden von Berufswählenden und ihren Bezugspersonen, in der Schule, im BIZ sowie an Berufsmessen. «Ebenso können sich die Lehrbetriebe bei der Besetzung der Lehrstellen an den ­Anforderungsprofilen orientieren», ergänzt Goetze.

Gemeinsame Sprache

Mit den beiden Partnern sgv und EDK sind an diesem Projekt sowohl die Volkschule als auch die Berufsbil-dung und Wirtschaft beteiligt. «Ich hoffe, dass dank dieser unterschied-lichen Trägerschaft eine gegenseitige Basis und auch Verständnis entsteht und so Lehrer und Berufsbildner besser über diese Anforderungsprofile miteinander sprechen können», so Goetze. Für ihn ist klar, dass sowohl die Noten der Abschlusszeugnisse als auch irgendwelche Computertest nicht genug aussagekräftig sind bezüglich der berufsspezifischen Anforderungen. «Wir müssen bei dieser Thematik wieder mehr ganzheitliche Einschätzungen machen.»

Corinne Remund

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