Schweizerische Gewerbezeitung: Im Rahmen der Berufsbildung werden die Kleinstberufe vermehrt in den Fokus der Ă–ffentlichkeit gerĂĽckt. Was bedeutet das fĂĽr die Kleinstberufe?
«Die Vertreter der Kleinstberufe dürfen sich nicht allein gelassen fühlen.»
n Walter Leist: Im Rahmen der Studie «Traditionelles Handwerk» wurde klar aufgezeigt, dass verschiedenste Kleinstberufe ums Überleben kämpfen müssen. Einerseits ist es deshalb wichtig, dass sich die Vertreter der Kleinstberufe nicht allein gelassen fühlen. Das Ziel ist es, dass sie sich ein Netzwerk aufbauen können, in welchem sie sich gegenseitig und nachhaltig unterstützen. So werden die Kleinstberufe zusammen nicht nur stärker, sondern auch effizienter. Andererseits wird so überhaupt erst von diesen Berufen gesprochen. Wir möchten dazu beitragen, dass es den Berufsbildnern einfacher fällt, qualifizierten Nachwuchs zu rekrutieren.
Weshalb mĂĽssen Kleinstberufe in der Schweiz erhalten bleiben?
Erstens besteht eine weltweit steigende Nachfrage nach qualitativ hoch- und höchstwertigen Konsumgütern, insbesondere in den Luxussegmenten des Uhren-, Möbel-, Fahrzeug- und Musikinstrumentenbaus. Zweitens braucht es das traditionelle Handwerk zur Erhaltung und Pflege der historischen Infrastruktur und für konkrete, erfahrungsorientierte Angebote des
Kulturtourismus. Und drittens kann das traditionelle Handwerk eine Vorreiterrolle beim Aufbau und bei der Verankerung von auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Wirtschaftsformen einnehmen.
Wo liegt die grösste Herausforderung für diese Berufe?
Meistens sind bei den Auszubildenden schweizweit lediglich Âextrem kleine Klassen vorhanden. Dies bedingt mehrsprachiges Unterrichten. Aber auch die Finanzierung bleibt problematisch: Kleine Klassen mit ĂĽberbetrieblichen Kursen und wenig Lernenden, aber einer hohen Spezialisierung sind keine optimalen Rahmenbedingungen.
Wie wollen Sie die Bevölkerung nach dem Berufsbildungsjahr 2014 weiterhin für die Kleinstberufe sensibilisieren?
Mit Unterstützung vom Schweizerischen Gewerbeverband sgv, vom Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB, mit Weiterbildungsveranstaltungen und durch eine neue Art der Zusammenarbeit mit den Kantonen. Wir werden uns aber auch um politische Unterstützung bemühen.
Interview: Stéphanie Jenzer