Publiziert am: 24.01.2014

Lernende als stolze Botschafter

KLEINSTBERUFE – Mit dem Projekt «Traditionelles Handwerk mit Zukunft» prĂ€sentieren sich die kunsthandwerklichen Berufe an den SwissSkills Bern 2014. Gleichzeitig wird damit ein nachhaltig tragfĂ€higes Netzwerk fĂŒr diese gefĂ€hrdeten Berufe aufgebaut.

Das kunsthandwerkliche Handwerk lebt und setzt mit einem ambitionierten Projekt unter dem Titel «Traditionelles Handwerk mit Zukunft» im Jahr der Berufsbildung neue Akzente. Im Rahmen einer Kick-off-Sitzung im Schweizerischen Metall-Union-Bil-dungszentrum in Aarberg wurden zusammen mit den Vertretern von 17 Kleinstberufen – Ausbildnern, Lernende und Verbandsvertretern – die ersten Weichen fĂŒr den gemeinsamen Auftritt an den SwissSkills Bern 2014 vom 17. bis 21. September gestellt. In kleinen Workshops erarbeiteten die einzelnen Berufsgattungen erste Ideen fĂŒr ihre PrĂ€sentation an den ‹1. Schweizer Berufsmeisterschaften. Das Ergebnis sind kreative und innovative VorschlĂ€ge: Die Orgelbauer planen anhand eines Modells einen Einblick in das Innenleben einer Orgel, die Korbflechter wollen mit diversen Objekten in einem Setzkasten die Vielseitigkeit der Flechtbranche zeigen, wĂ€hrend die Gewerbegestalter auf selbstgemachten Kissen zum ­Ausruhen auf einem Sofa einladen. Ein ĂŒberdimensionaler Armschmuck aus verschiedenen Edelmetallen der Goldschmiede, ein filigran bearbeiteter Steinblock der Steinbildhauer und mit viel Liebe zum Detail ausstaffierte Autositze und PferdesĂ€ttel sind nur einige der WerkstĂŒcke, die auf 500 Quadratmetern in der Halle 1 auf dem Berner ExpogelĂ€nde bewundert werden können. NatĂŒrlich werden die Kleinstberufe mit zahlreichen Demonstrationen aufwarten, um ausfĂŒhrlich Einblick in ihr Kunsthandwerk zu geben und ihren Beruf greifbar zu machen. So erfahren die Besucher, wie eine Seilbahn revidiert wird, was es braucht, um ein Huf fachgerecht zu schmieden, welche Techniken der Graveur verwendet und wie ein Klavier perfekt gestimmt wird.

Die Vertreter der Interessengemeinschaft Kunsthandwerk Holz IGKH haben bereits vorbildliche Vorarbeit geleistet. Sie prĂ€sentierten ein schon fortgeschrittenes Projekt. Geplant sind 1,20 Meter hohe Schachfiguren, in welchen die verschiedensten Arbeitstechniken von KĂŒfer, Drechsler und Holzbildhauer integriert sind. «Einige der Figuren werden direkt am Ausstellungsort produziert», erklĂ€rt Urban Hauser, Leiter der Werkstatt der Schule fĂŒr Holzbildhauerei in Brienz.

Vielfach ohne Berufsnachwuchs

«Wir möchten, dass die Lernenden Botschafter ihres Berufes sind und ein selbst erstelltes AusstellungsstĂŒck zeigen. Dabei streben wir einen gemeinsamen Auftritt der Kleinstberufe an», erklĂ€rt Hans-Heini Winterberger, EHB Zollikofen, Mitglied der Projektgruppe, und ergĂ€nzt: «Wir machen keine grossen Vorgaben fĂŒr diesen Auftritt, da wir in erster Linie Berufsethos und KreativitĂ€t sowie die Kompetenzen und Leistungen der Kleinstberufe ins Zentrum rĂŒcken wollen.» Professionelle Bilder aus dem Arbeitsalltag der Lernenden in Form von Plakaten sowie BroschĂŒren und Listen von Ausbildungsbetrieben runden den Auftritt der Kleinstberufe ab.

«NatĂŒrlich wollen wir auch die Politik fĂŒr die Situation der Kleinstberufe sensibilisieren.»

Das Projekt «Traditionelles Hand-werk mit Zukunft» wird auf Initiative der sgv-Vizedirektorin und Bildungsverantwortlichen Christine Davatz lanciert. «Die PrĂ€senz an den SwissSkills Bern 2014 ist fĂŒr kleine VerbĂ€nde mit wenig Berufslernenden ein schwieriges Unterfangen. Mit dem Auftritt in Bern sind mitgliederschwache, weitgehend auf dem Milizprinzip basierende Organisationen finanziell, und personell ĂŒberfordert», erklĂ€rt Davatz und ergĂ€nzt: «Dabei haben gerade diese Berufe – die mehrheitlich im Bereich des traditionellen Kunsthandwerks angesiedelt sind – eine breite Promotion dringend nötig.» Die Kleinstberufe hĂ€tten durch technologische und wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Jahren massiv an Bedeutung verloren und stĂ€nden vielfach praktisch ohne Berufsnachwuchs da, womit sich fĂŒr sie bereits mittelfristig die Existenzfrage stelle. «Ein Verschwinden dieser Berufe mag wirtschaftlich weniger bedeutsam sein, der kulturelle Verlust wĂ€re immens. Es leidet aber auch das Image der Berufsbildung als Ganzes», streicht Davatz hervor.

Diese Tatsache fĂŒhrt dazu, dass der sgv zusammen mit den interessierten BerufsverbĂ€nden und dem Kurszentrum des Freilichtmuseums Ballenberg das Projekt «Traditionelles Handwerk mit Zukunft» ins Leben gerufen hat. «Dieses Projekt ist ein Teil eines ĂŒbergeordneten Projektes, das auf einer Studie des Bundesamtes fĂŒr Kultur basiert. Unser Ziel ist, ein nachhaltig tragfĂ€higes Netzwerk fĂŒr die Kleinstberufe aufzubauen», betont Walter Leist, PrĂ€sident der Projektgruppe. Dies beinhaltet, dass sowohl der Nachwuchs fĂŒr eine entsprechende Ausbildung motiviert wird als auch das Know-how dieser Berufsleute dokumentiert und einer breiten Öffentlichkeit aufgezeigt wird. «NatĂŒrlich wollen wir auch die Politik fĂŒr die Situation der Kleinstberufe sensibilisieren. Dazu möchten wir ein Patronatskomitee grĂŒnden und sind bereits mit nationalen Politikern ins GesprĂ€ch getreten», so Leist.

Synergien mit Freilichtmuseum Ballenberg

Eine wichtige Rolle in diesem Projekt spielt auch das Kurszentrum des Schweizerischen Freilichtmuseums Ballenberg, welches das Thema «Handwerk» 2014 schwergewichtig behandelt. «Dank dieser Zusammenarbeit können wir wichtige Synergien nutzen», freut sich Christine Davatz. So finden dort im Rahmen des Projektes zusÀtzliche FachanlÀsse statt.

Corinne Remund

MEILENSTEINE

AktivitĂ€ten rund ‹um die Kleinstberufe

3.5.2014: Tagung Kleinstberufe, Auftakt zum Jahresthema ⁄ MedienprĂ€sentation im Freilichtmuseum Ballenberg

23. bis 29.6.2014: Ausstellung «Innovatives Handwerk» im Freilichtmuseum Ballenberg.

4.9.2014: 3. Tagung der Kleinstberu-fe in Zollikofen.

17. bis 21.9.2014: SwissSkills Bern 2014 mit Event der Kleinstberufe am 18.9.

BROSCHÜRE

Junge Schweizer Macher

Zentral fĂŒr das Projekt «Traditionelles Handwerk mit Zukunft» ist eine InformationsbroschĂŒre, die gemein-sam vom sgv und dem Kurszentrum Ballenberg nach dem bewĂ€hrten Muster der Publikation des Kurszentrums Ballenberg konzipiert ist. Dabei werden lesernah und attraktiv bis zu 20 traditionelle handwerkliche Berufe in Wort und Bild vorgestellt. Die Hauptprotagonisten sind Lernende oder junge Ausgelernte. Aus ihrer Sicht erhalten die Leser einen vielfĂ€ltigen und lebendigen Einblick in eine nicht alltĂ€gliche Arbeitswelt. Die BroschĂŒren werden am Stand «Traditionelles Handwerk mit Zukunft» an den SwissSkills Bern 2014 sowie auf dem Ballenberg und bei diversen Berufsbildungsveranstaltungen abgegeben.

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